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Medizinstudium

Medizin studieren ohne Abitur – Dein Studienratgeber

Ein Medizinstudium ohne Abitur mag zunächst unmöglich erscheinen, doch es gibt alternative Bildungswege, die dir den Zugang ermöglichen – dieser Artikel zeigt dir, welche Möglichkeiten bestehen und wie du deinen Traum vom Arztberuf dennoch verwirklichen kannst.

Nils-Andre Stritt
Nils-Andre Stritt
Medizin studieren ohne Abitur.
Medizin studieren ohne Abitur.

Das Wichtigste in Kürze

  • Alternative Zugangswege: Medizinstudium ohne Abitur über eine anerkannte berufliche Qualifikation (z. B. Gesundheits- und Krankenpfleger) + mind. 3 Jahre Berufserfahrung oder über eine Eignungsprüfung.
  • Studienorte in Deutschland: Universitäten wie Hamburg, Lübeck, Hannover sowie private Hochschulen (z. B. UMCH, MHB Brandenburg) ermöglichen das Studium unter bestimmten Voraussetzungen.
  • Bewerbungsprozess: Anmeldung oft über hochschulstart.de, häufig mit Eignungstests in Naturwissenschaften und Sprache. Berufserfahrung und Zusatzqualifikationen verbessern die Chancen.

    Die Möglichkeit, ein Medizinstudium ohne Abitur zu beginnen, besteht in bestimmten Fällen und gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Studierenden ohne Abitur, die über berufliche Qualifikationen einen Hochschulzugang erhalten, deutlich erhöht. Rund 75 % dieser Studierenden wählen eine Fachhochschule, während etwa 22 % sich für eine Universität entscheiden. Allerdings wird Medizin in Deutschland ausschließlich an Universitäten angeboten.

    Um ein Medizinstudium ohne Abitur zu beginnen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. In der Regel ist eine anerkannte berufliche Qualifikation erforderlich, beispielsweise eine abgeschlossene Berufsausbildung mit mehrjähriger Berufserfahrung in einem medizinischen oder pflegerischen Bereich. Diese kann unter bestimmten Bedingungen als berufliche Hochschulzugangsberechtigung (HZB) anerkannt werden. Alternativ kann die HZB durch das Nachholen der Fachhochschulreife oder Hochschulreife über Kollegs, Abendgymnasien oder Berufsoberschulen erlangt werden.

    Für die Bewerbung an Hochschulen sind oft spezielle Eignungsprüfungen oder andere Zulassungskriterien notwendig. Diese Prüfungen sollen die fachliche Eignung der Bewerber ohne Abitur belegen. Berufserfahrung und bereits erlangte Qualifikationen können die Chancen auf einen Studienplatz verbessern.

    Dieser Ratgeber Artikel unterstützt dich auf deinem Weg zum Medizinstudium ohne Abitur. Du erhältst Informationen dazu, welche Voraussetzungen notwendig sind, wie du dich auf ein Bewerbungsverfahren vorbereitest und welche Finanzierungsmöglichkeiten es für einen Studiengang im Bereich der Medizin gibt. So kannst du deinen Traum vom Medizinstudium auch ohne Abitur verwirklichen.

    Voraussetzungen für das Medizinstudium ohne Abitur

    In Deutschland ist es möglich, ein Medizinstudium ohne Abitur zu beginnen, jedoch nicht ohne eine anerkannte Hochschulzugangsberechtigung (HZB). Im Jahr 2022 begannen 865 Personen ohne Abitur ein Studium der Humanmedizin und 210 Personen ein Studium der Zahnmedizin. Um diesen alternativen Weg zum Medizinstudium zu gehen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, darunter eine anerkannte berufliche Qualifikation oder eine bestandene Eignungsprüfung.

    Alternative Bildungswege und Abschlüsse

    Studieninteressierte ohne Abitur benötigen mindestens die Mittlere Reife und eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem medizinischen oder pflegerischen Bereich. In der Regel muss diese Ausbildung eine Mindestdauer von zwei Jahren haben und mit einer Gesamtnote von mindestens 2,5 abgeschlossen werden. Darüber hinaus ist oft eine mehrjährige Berufserfahrung erforderlich, um eine berufliche Hochschulzugangsberechtigung zu erlangen.

    Zu den anerkannten Ausbildungsberufen, die den Zugang zum Medizinstudium ohne Abitur ermöglichen, gehören:

    • Medizinischer Fachangestellter
    • Physiotherapeut
    • Ergotherapeut
    • Gesundheits- und Krankenpfleger
    • Altenpfleger
    • Notfallsanitäter (ehem. Rettungsassistent)

    Je nach Bundesland und Universität können zusätzliche Anforderungen bestehen, wie eine Eignungsprüfung oder ein Probestudium.

    Anerkennung von beruflichen Qualifikationen

    Zusätzlich zur Ausbildung ist für beruflich qualifizierte Bewerber mindestens drei Jahre Tätigkeit im Gesundheitsbereich erforderlich. Eine Meisterprüfung oder eine Aufstiegsfortbildung, z. B. zum Fachwirt, kann die Studienchancen verbessern.

    Prüfung der Zugangsvoraussetzungen

    Die Zugangsvoraussetzungen für ein Medizinstudium ohne Abitur variieren je nach Bundesland und Hochschule. Bewerber müssen in einem Zulassungsverfahren oft eine Zugangsprüfung ablegen, um ihre Eignung zu beweisen und eine Studienberechtigung zu erhalten. Diese Prüfungen umfassen schriftliche und mündliche Teile in Fächern wie Deutsch, Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. Hochschulen bieten oft Lernmaterialien für diese Prüfungen an. Die Bewerbungsfristen liegen meist am 1. April für das Wintersemester und am 1. Oktober für das Sommersemester. Je nach Hochschule können jedoch abweichende Fristen gelten.

    Auch in Deutschland gibt es Möglichkeiten, ohne Abitur zu studieren.
    Auch in Deutschland gibt es Möglichkeiten, ohne Abitur zu studieren.

    Möglichkeitsüberblick für ein Studium: Studienorte in Deutschland

    In Deutschland bieten sich verschiedene Wege, um Medizin ohne Abitur zu studieren. Neben den traditionellen Universitäten gibt es private Hochschulen, die Medizin studieren lassen. Die Zulassungsbedingungen und Anforderungen variieren jedoch je nach Studienort.

    Universitäten mit besonderen Zulassungsbedingungen

    Einige deutsche Universitäten ermöglichen den Zugang zum Medizinstudium für Bewerber ohne Abitur, jedoch mit anerkannter beruflicher Qualifikation. Dabei werden medizinische Berufserfahrung und fachspezifische Vorkenntnisse berücksichtigt. Universitäten mit besonderen Zugangswegen sind:

    • Universität Hamburg
    • Medizinische Hochschule Hannover
    • Universität zu Lübeck

    Ein abgeschlossenes Berufsjahr als Medizinische Fachangestellte, ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) im Gesundheitswesen oder eine mehrjährige Berufserfahrung können die Chancen auf einen Studienplatz erhöhen.

    Private Hochschulen und deren Anforderungen

    Private Hochschulen bieten ebenfalls die Möglichkeit, Medizin ohne Abitur zu studieren, jedoch haben sie eigene Aufnahmeverfahren und Eignungstests. Einige der privaten Hochschulen, die Medizinstudiengänge anbieten, sind:

    • Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane
    • Universitätsmedizin Neumarkt am Mieresch (UMCH)
    • Kassel School of Medicine

    Die Zulassungskriterien variieren je nach Hochschule. Berufliche Vorerfahrungen, persönliche Eignung und teilweise auch finanzielle Aspekte spielen bei der Aufnahme eine entscheidende Rolle. Bewerber sollten sich daher frühzeitig über die jeweiligen Zugangsvoraussetzungen und Studiengebühren informieren.

    Anrechnung von Leistungen und Erfahrungen

    Wenn du bereits eine Berufsausbildung oder praktische Erfahrungen im medizinischen Bereich gesammelt hast, kannst du diese unter bestimmten Bedingungen für dein Medizinstudium anrechnen lassen. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, darunter die Art, Dauer und fachliche Relevanz deiner bisherigen Qualifikationen.

    Berufsausbildung als Medizinische Fachangestellte

    Eine abgeschlossene Berufsausbildung als Medizinische Fachangestellte (MFA) kann deine Chancen auf einen Studienplatz erhöhen. Wenn du mindestens drei Jahre Berufserfahrung in diesem Bereich vorweisen kannst, erfüllst du in einigen Bundesländern die Voraussetzungen für eine berufliche Hochschulzugangsberechtigung (HZB). Zudem kann deine Ausbildung auf bestimmte Inhalte des Studiums angerechnet werden, beispielsweise im Bereich medizinische Grundlagen oder Patientenumgang.

    Freiwilliges Soziales Jahr und Praktika

    Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder ein Praktikum im medizinischen Bereich wird zwar nicht direkt auf das Studium angerechnet, kann aber bei der Bewerbung eine wichtige Rolle spielen. Diese Erfahrungen zeigen dein Engagement, deine Motivation und deine praktische Eignung für den Arztberuf. Sie können insbesondere bei Eignungsprüfungen und Auswahlgesprächen von Vorteil sein.

    Anerkennung von Qualifikationen – Hochschulabhängige Regelungen

    Um deine Leistungen und Erfahrungen anrechnen zu lassen, solltest du dich frühzeitig bei den jeweiligen Hochschulen informieren. Jede Universität hat eigene Regelungen zur Anerkennung von beruflichen Qualifikationen. Eine fachnahe Ausbildung und mehrjährige Berufserfahrung sind jedoch oft von Vorteil und können dir den Hochschulzugang erleichtern.

    Aktuelle Zahlen zum Medizinstudium ohne Abitur (Stand 2022):

    • 755 Menschen studieren Humanmedizin ohne Abitur
    • 194 studieren Zahnmedizin ohne Abitur
    • 205 studieren Pharmazie ohne Abitur

    Bewerberinnen und Bewerber sollten daher frühzeitig prüfen, ob ihre beruflichen Qualifikationen für eine HZB anerkannt werden können und welche individuellen Zulassungsbedingungen an ihrer Wunschhochschule gelten.

    Bewerbung und Auswahlverfahren

    Die Bewerbung für ein Medizinstudium ohne Abitur erfordert eine sorgfältige Vorbereitung und Durchhaltevermögen. Das Auswahlverfahren variiert je nach Universität. Oft umfasst es eine Kombination aus schriftlichen und mündlichen Eignungsprüfungen. Die Bewerbung für zulassungsbeschränkte Studiengänge wie Medizin erfolgt über das zentrale Portal hochschulstart.de.

    Um die Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen, können Bewerber:innen folgende Maßnahmen ergreifen:

    • Teilnahme am Test für Medizinische Studiengänge (TMS) oder am Test für Interaktionelle Kompetenzen Medizin (IKM)
    • Nachweis über die Teilnahme an einem Studienorientierungsverfahren (je nach Hochschule erforderlich)
    • Frühzeitige Bewerbung und strategische Priorisierung der Wunschhochschulen
    • Einreichung von Härtefallanträgen, falls zutreffend (z. B. bei gesundheitlichen oder sozialen Gründen)

    Wichtigkeit der Eignungsprüfungen

    Eignungsprüfungen spielen eine zentrale Rolle im Auswahlverfahren für ein Medizinstudium ohne Abitur. Sie dienen dazu, die fachlichen, kognitiven und persönlichen Fähigkeiten der Bewerber:innen zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie den hohen Anforderungen des Studiums gewachsen sind.

    Diese Prüfungen bestehen häufig aus schriftlichen und mündlichen Testverfahren und umfassen:

    • Naturwissenschaftliche Kenntnisse (Biologie, Chemie, Physik)
    • Mathematische und analytische Fähigkeiten
    • Sprachliche Kompetenz und Ausdrucksfähigkeit
    • Problemlösungs- und Denkstrategien

    Manche Hochschulen ergänzen diese Prüfungen durch persönliche Interviews oder Assessment-Center, um die soziale Kompetenz und Motivation der Bewerber:innen zu bewerten.

    Eine intensive Vorbereitung durch Fachliteratur, Übungstests und gezielte Kurse kann die Chancen auf eine erfolgreiche Teilnahme erheblich steigern.

    Bewerbung über Hochschulstart.de

    Für zulassungsbeschränkte Studiengänge wie Medizin bewirbt man sich zentral über hochschulstart.de. Bewerber können bis zu sechs Wunschhochschulen nennen und Unterlagen hochladen. Wichtig ist, die Bewerbungsfristen einzuhalten und alle Dokumente rechtzeitig einzureichen. Eine sorgfältige Vorbereitung und strategische Priorisierung der Hochschulen verbessern die Chancen.

    Stipendium für dein Medizinstudium.
    Stipendium für dein Medizinstudium.

    Finanzierung und Stipendienmöglichkeiten

    Die Finanzierung eines Medizinstudiums ohne Abitur erfordert oft kreative Lösungen und eine sorgfältige Planung. Lebenshaltungskosten für Studierende liegen durchschnittlich bei 842 bis 850 Euro monatlich (Stand: Sommersemester 2021). Diese Kosten können je nach Wohnort und Alter zwischen 748 und 1.851 Euro variieren, wie „Studis-Online“ berichtet.

    BAföG

    Es gibt verschiedene Wege, ein Medizinstudium zu finanzieren. BAföG ist eine der bekanntesten Förderungen und wird zur Hälfte als Zuschuss und zur Hälfte als zinsloses Darlehen ausgezahlt. Studierende ohne Abitur können unter bestimmten Bedingungen auch eltern- und ehepartnerunabhängiges BAföG beantragen, etwa wenn sie vor Studienbeginn mehrere Jahre berufstätig waren.

    Neben BAföG stehen Studierenden ohne Abitur weitere Fördermöglichkeiten zur Verfügung:

    Deutschlandstipendium

    • Monatliche Förderung von 300 Euro (je zur Hälfte von Staat und privaten Förderern finanziert)
    • Unabhängig vom Einkommen der Eltern

    Aufstiegsstipendium des Bundes

    • Förderung speziell für Berufserfahrene ohne Abitur
    • 500 Euro pro Monat für Vollzeitstudierende
    • 250 Euro pro Monat für Teilzeitstudierende
    • Zusätzliche Förderung für Kinderbetreuung möglich

    Betreuungspauschale für Studierende mit Kindern

    • 160 Euro pro Kind unter 14 Jahren als zusätzliche Unterstützung

    Stipendien für nicht-traditionelle Studierende

    Verschiedene Stiftungen, Hochschulen und Unternehmen bieten gezielte Stipendien für Studierende ohne Abitur an. Diese Programme sollen Menschen mit beruflicher Erfahrung oder einem untypischen Bildungsweg den Zugang zu einem Hochschulstudium erleichtern. Zwei bedeutende Förderprogramme sind:

    Karl-Goldschmidt-Stipendium

    • Unterstützt Berufstätige, die ein Studium aufnehmen möchten
    • Fokus auf Fachkräfte aus technischen und medizinischen Berufen

    Aufstiegsstipendium des Bundes

    • Speziell für Berufserfahrene ohne Abitur
    • 500 Euro monatlich für Vollzeitstudierende
    • 250 Euro monatlich für Teilzeitstudierende
    • Zusätzliche Förderung für Studierende mit Kindern

    Viele dieser Stipendien haben eine Altersgrenze von 30 Jahren, wobei es in einigen Fällen Ausnahmen gibt.