Studiengangswechsel
Ein Studiengangwechsel kann neue Chancen eröffnen – dieser Artikel zeigt dir, welche Voraussetzungen, Fristen und Möglichkeiten du beachten solltest.

Viele verbinden mit dem Arztberuf eine starke gesellschaftliche Stellung, ein hohes Einkommen und eine sinnstiftende Tätigkeit. Doch der Weg dorthin ist lang und intensiver, als viele zunächst vermuten. Die Dauer des Medizinstudiums ist ein entscheidender Faktor, der nicht selten unterschätzt wird.
Der Wunsch, Medizin zu studieren, entsteht oft schon in der Schulzeit. Doch zwischen Studienbeginn und dem Moment, in dem man zum ersten Mal selbständig Patienten behandelt, liegen viele Jahre intensiven Lernens und praktischer Erfahrung. Der Studiengang der Humanmedizin zählt zu den umfangreichsten und am strengsten geregelten Studiengängen in Deutschland. Die lange Ausbildungsdauer ist dabei kein Zufall: Sie soll sicherstellen, dass zukünftige Ärzt*innen sowohl über tiefgreifendes Fachwissen als auch über klinisch-praktische Fähigkeiten verfügen.
In der Öffentlichkeit wird häufig angenommen, dass ein Studium mit dem Bachelor abgeschlossen ist – meist in drei Jahren. Doch die Humanmedizin ist da eine Ausnahme. Sie endet nicht mit einem klassischen Abschluss, sondern mit dem dritten Abschnitt der ärztlichen Prüfung, besser bekannt als Staatsexamen. Erst danach kann die Approbation beantragt werden, also die offizielle Zulassung zum ärztlichen Beruf.
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit einer Studiendauer von über sechs Jahren im oberen Mittelfeld. Länder wie Österreich oder die Schweiz haben ähnliche Strukturen, während einige angloamerikanische Staaten deutlich kürzere Studienmodelle mit integriertem Master und zusätzlicher Fachausbildung anbieten. Diese Unterschiede führen regelmäßig zu Missverständnissen – besonders bei Studieninteressierten, die sich über verschiedene Länder hinweg orientieren.
Das Medizinstudium in Deutschland ist exakt geregelt – und zwar durch die Approbationsordnung für Ärzte (ÄAppO). Diese gliedert das Studium in drei aufeinanderfolgende Abschnitte, die sowohl inhaltlich als auch prüfungsrechtlich voneinander getrennt sind.
Die Vorklinik bildet die Basis für das weitere Studium. Sie dauert in der Regel zwei Jahre und endet mit dem Physikum, also dem ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung. In dieser Phase werden naturwissenschaftliche und medizinisch-theoretische Grundlagen gelegt.
Zu den zentralen naturwissenschaftlichen Grundlagen gehören Biologie, Chemie und Physik, die nicht wegzudenken sind für das weitere Verständnis im Medizinstudium. Außerdem wichtig sind:
Auch das Krankenpflegepraktikum, das in dieser Zeit absolviert werden muss, ist verpflichtend. Es soll erste Einblicke in die medizinische Praxis geben und den Umgang mit Patient*innen vermitteln.
Nach dem bestandenen Physikum beginnt der Studienabschnitt der klinischen Medizin. Dieser dauert in der Regel drei Jahre und umfasst eine Vielzahl an medizinischen Disziplinen. Hier rückt der Mensch als Patient*in stärker in den Fokus, und die Lehre wird zunehmend anwendungsbezogen.
Zu den zentralen Fächern gehören unter anderem:
Die klinische Phase endet mit dem Hammerexamen – dem zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung.
Das Praktische Jahr, auch das klinisch praktische Jahr genannt, ist der finale Abschnitt des Medizinstudiums. Es dauert zwölf Monate und gliedert sich in drei sogenannte Tertiale:
Während des PJ arbeiten Studierende vollzeit in der Klinik mit – sie nehmen an Visiten teil, assistieren bei Untersuchungen und sammeln wertvolle Erfahrungen im Umgang mit echten Patient*innen. Ziel ist es, theoretisches Wissen in der Praxis zu vertiefen und auf die Realität des ärztlichen Berufsalltags vorbereitet zu sein.

Auf dem Papier dauert das Medizinstudium 12 Semester, also 6 Jahre und 3 Monate. Doch in der Praxis braucht ein erheblicher Teil der Studierenden mehr Zeit. Die Gründe dafür sind vielfältig – und meist völlig legitim.
Laut ÄAppO ist das Studium wie folgt aufgebaut:
Dazwischen liegen drei große Prüfungen (Physikum, M2 und M3), die jeweils zusätzliche Zeit zur Vorbereitung erfordern. Diese Prüfungsphasen und die umfassenden Studieninhalte sind häufig auch der Grund, warum Studierende ihr Studium nicht exakt in der Regelzeit abschließen.
Die realistische Studiendauer liegt bei vielen Mediziner*innen bei 7 bis 8 Jahren. Zu den häufigsten Ursachen für eine Verlängerung zählen:
Das Medizinstudium ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf. Wer sich diese Perspektive frühzeitig bewusst macht, geht entspannter und strukturierter durch die einzelnen Phasen.
Mit dem bestandenen dritten Abschnitt der ärztlichen Prüfung endet das Medizinstudium – aber der Weg zur vollständigen ärztlichen Tätigkeit ist damit noch nicht abgeschlossen. Denn erst nach dem offiziellen Antrag auf Approbation dürfen Absolvent*innen den Titel „Arzt“ oder „Ärztin“ tragen und in Deutschland eigenverantwortlich arbeiten.
Die Approbation ist die staatliche Zulassung zur Ausübung des ärztlichen Berufs. Sie wird auf Antrag bei der zuständigen Landesbehörde erteilt und setzt den erfolgreichen Abschluss aller drei Teile des Staatsexamens voraus. Zusätzlich müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
Erst mit der Approbation dürfen Medizinerinnen uneingeschränkt als Ärztinnen arbeiten – sei es in der Klinik, im öffentlichen Gesundheitswesen oder später in eigener Praxis.
Nach der Approbation beginnt für viele die Facharztausbildung. Sie ist nicht verpflichtend, aber in der Regel notwendig, um langfristig eigenverantwortlich und spezialisiert arbeiten zu können – vor allem im stationären oder ambulanten Bereich.
Die Dauer hängt von der jeweiligen Fachrichtung ab:
| Fachgebiet | Dauer der Facharztausbildung |
|---|---|
| Allgemeinmedizin | 5 Jahre |
| Innere Medizin | 5–6 Jahre |
| Chirurgie | 6 Jahre |
| Pädiatrie | 5 Jahre |
| Anästhesiologie | 5 Jahre |
| Psychiatrie | 5 Jahre |
Während dieser Zeit arbeiten Ärzt*innen im Krankenhaus oder in Lehrpraxen und sammeln praktische Erfahrung in ihrem jeweiligen Fachgebiet. Am Ende steht die Facharztprüfung, die von der jeweiligen Ärztekammer abgenommen wird.

Auch das Zahnmedizinstudium führt über ein Staatsexamen und dauert in der Regel 10 Semester – also etwa 5 Jahre. Im Gegensatz zur Humanmedizin ist der Aufbau etwas anders strukturiert:
Die Approbation erfolgt ebenfalls nach bestandener Prüfung. Eine anschließende Fachzahnarztausbildung ist möglich, aber nicht zwingend erforderlich, um in der Praxis zu arbeiten.
Zusammengefasst:
Wer also plant, Zahnmedizin zu studieren, hat mit etwas Glück schneller den Einstieg ins Berufsleben – allerdings mit einem enger gefassten Tätigkeitsfeld.
So individuell wie die Studierenden selbst sind auch die Gründe, warum ein Medizinstudium kürzer oder länger dauert. Neben dem offiziellen Aufbau gibt es viele Einflussfaktoren, die eine Rolle spielen – sei es beim Studienstart oder mitten im Studium.
Der Einstieg ins Medizinstudium ist stark reglementiert. Die Zahl der Studienbewerber*innen übersteigt die verfügbaren Plätze deutlich – was bedeutet, dass viele zunächst Wartesemester sammeln müssen oder alternative Wege nutzen.
Typische Einflussfaktoren:
Je später man ins Studium einsteigt, desto später beginnt natürlich auch die eigentliche Ausbildungszeit. Manche Studierende sind bereits Ende 20, wenn sie das Studium beginnen.
Ein beliebter Weg, um Wartezeiten der deutschen Hochschulen zu umgehen, ist das Medizinstudium im Ausland – z. B. in Ungarn, Polen, Bulgarien oder Österreich. Hier ist die Zulassung oft leichter, allerdings kann sich die Gesamtdauer verlängern:
Wer frühzeitig ins Ausland geht und das gesamte Studium an einer der ausländischen Unis absolviert, kann dennoch schneller zum Abschluss kommen – vorausgesetzt, alle Inhalte werden später in Deutschland anerkannt.
Die reguläre Studiendauer von 6 Jahren und 3 Monaten ist realistisch – allerdings erreichen viele Studierende ihr Ziel erst nach 7 oder 8 Jahren, wenn man Unterbrechungen, Auslandsaufenthalte oder Prüfungsvorbereitungen mit einrechnet.
Wer den Weg zum Arztberuf wählt, entscheidet sich bewusst für einen langfristigen Prozess – geprägt von hohen Anforderungen, aber auch von enormer persönlicher und fachlicher Entwicklung. Die klare Struktur des Studiums in Vorklinik, Klinik und Praktisches Jahr bietet einen systematischen Aufbau, der medizinisches Wissen ebenso wie ärztliche Haltung vermittelt.
Mit dem Abschluss des Staatsexamens und der anschließenden Approbation steht der Tür zur ärztlichen Tätigkeit nichts mehr im Weg. Wer darüber hinaus eine Facharztausbildung anstrebt, muss weitere 5 bis 6 Jahre einplanen – wird dafür jedoch mit einem sicheren Beruf, vielfältigen Spezialisierungen und einem hohen Maß an Verantwortung belohnt.
Am Ende lohnt sich der Aufwand – für alle, die mit Herzblut, Disziplin und einem echten Interesse an Medizin und Menschen diesen Weg gehen wollen.
Die Regelstudienzeit beträgt 12 Semester, also 6 Jahre und 3 Monate. Sie umfasst Vorklinik, Klinik und das Praktische Jahr – inklusive der drei Teile des Staatsexamens.
In der Regel nicht. Das Medizinstudium ist gesetzlich stark reglementiert. Verkürzungen sind nur in seltenen Ausnahmefällen möglich, etwa durch anerkannte Studienleistungen im Quereinstieg.
Je nach Fachgebiet dauert die Facharztausbildung zwischen 5 und 6 Jahren. Sie erfolgt berufsbegleitend in Kliniken oder Praxen und endet mit einer Facharztprüfung.
Ja, das Zahnmedizinstudium dauert in der Regel 10 Semester, also etwa 5 Jahre. Es ist praxisorientierter und fokussiert auf den Mund-, Kiefer- und Zahnbereich.
Nein, das PJ ist fester Bestandteil des Studiums und bereits in der Regelstudienzeit enthalten. Es umfasst ein Jahr praktische Ausbildung, unterteilt in drei Tertiale.