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Medizinstudium

Medizinstudium Ablauf: Die wichtigsten Phasen im Studium im Überblick

Das Medizinstudium in Deutschland gliedert sich in Vorklinik, Klinik und das Praktische Jahr und führt nach dem dritten Staatsexamen zur Approbation. In diesem Artikel erfährst du alles über den Ablauf, die Prüfungen und den Übergang ins Berufsleben als Arzt oder Ärztin.

Nils-Andre Stritt
Nils-Andre Stritt
Ablauf des Medizinstudiums in Deutschland.
Ablauf des Medizinstudiums in Deutschland.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Medizinstudium in Deutschland besteht aus der Vorklinik, Klinik und dem Praktischen Jahr, mit einem intensiven Fokus auf praxisorientierte Ausbildung.
  • Die ersten vier Semester (Vorklinik) vermitteln Grundlagen wie Anatomie, Biochemie und Psychologie, gefolgt von einem Physikum.
  • Im klinischen Studienabschnitt erfolgt die Vertiefung in Fächern wie Innere Medizin und Chirurgie, ergänzt durch Famulaturen und Wahlfächer.
  • Nach dem Studium müssen Medizinstudierende drei Staatsexamen bestehen, die sowohl theoretische als auch praktische Prüfungen umfassen.

    Das Medizinstudium in Deutschland ist ein anspruchsvoller und strukturierter Weg, der in drei Hauptphasen unterteilt ist: die Vorklinik, die Klinik und das Praktische Jahr. In den ersten Semestern werden die Grundlagen der Medizin vermittelt, während in der klinischen Phase im Studiengang praxisorientierte Fähigkeiten entwickelt werden. Das Praktische Jahr dient als letzte Vorbereitung auf die ärztliche Tätigkeit. In diesem Artikel wird der Ablauf des Medizinstudiums detailliert erklärt und die wichtigsten Phasen sowie Prüfungen werden im Überblick behandelt. 

    Einleitung in das Medizinstudium

    Das Medizinstudium stellt einen herausfordernden, aber hochwertigen Bildungsweg dar. Es zielt darauf ab, Ärzte von höchster Qualifikation auszubilden. Mit über 45.000 Bewerbern für Humanmedizin im letzten Jahr in Deutschland und nur 9.200 verfügbaren Plätzen ist die Konkurrenz enorm. Das Studium ist in zwei Phasen unterteilt: den vorklinischen und den klinischen Abschnitt.

    Universitäten bieten entweder einen Regelstudiengang oder einen Modellstudiengang an. Der Modellstudiengang integriert frühe praktische Erfahrungen in den Ablauf. Die Gesamtdauer beträgt 12 Semester plus 3 Monate. Die durchschnittliche Dauer kann jedoch länger sein.

    Voraussetzungen für die Aufnahme

    Bewerberbende müssen verschiedene Bedingungen erfüllen, um einen Studienplatz zu erhalten:

    • Ein sehr guter Abiturschnitt (oft 1,0 oder 1,1)
    • Abschluss eines Erste-Hilfe-Kurses
    • In vielen Fällen ein abgeleistetes Krankenpflegepraktikum

    Die Vergabe erfolgt in der Regel über den Numerus Clausus (NC), Auswahlverfahren der Hochschulen und teilweise auch über Wartesemester oder eine zusätzliche Eignungsquote. Die genaue Aufteilung kann je nach Universität und Bundesland variieren.

    Überblick über das Curriculum im Medizinstudium

    Das Curriculum im Medizinstudium umfasst eine Vielzahl von Fächern, die auf die umfassende Ausbildung von angehenden Ärzt*innen abzielen. Zu den wesentlichen Bereichen gehören:

    • Anatomie und Physiologie: Hier lernen Studierende den Aufbau und die Funktionsweise des menschlichen Körpers kennen, was die Grundlage für alle medizinischen Tätigkeiten bildet.
    • Biochemie und Molekularbiologie: Diese Fächer befassen sich mit den chemischen Prozessen im Körper und erklären die biochemischen Grundlagen für Gesundheit und Krankheit.
    • Medizinische Psychologie und Soziologie: Diese Disziplinen vermitteln Wissen über die psychischen und sozialen Aspekte von Gesundheit und Krankheit, die für eine ganzheitliche Patientenversorgung von entscheidender Bedeutung sind.
    • Klinische Fächer wie Innere Medizin, Chirurgie und Pädiatrie: In diesen Bereichen erlangen Studierende praxisorientiertes Wissen, das sie für die Behandlung von Patient*innen in verschiedenen medizinischen Fachgebieten vorbereiten soll.

    Das Curriculum ist so gestaltet, dass es die medizinische Theorie mit praktischen Fähigkeiten kombiniert, um den angehenden Ärzt*innen eine fundierte Grundlage für ihre spätere Tätigkeit in der Patientenversorgung zu bieten.

    Die ersten Semester: Grundlagen der Medizin

    Die ersten vier Semester des Medizinstudiums, bekannt als Vorklinik, bilden das Fundament für die weitere medizinische Ausbildung. In dieser Phase erwerben Studierende ein solides Verständnis der grundlegenden Fächer. Diese sind für die spätere klinische Praxis unerlässlich.

    Anatomie und Physiologie

    Zu den Kernfächern der Vorklinik gehören Anatomie und Physiologie. In der Anatomie lernen angehende Mediziner den detaillierten Aufbau des menschlichen Körpers kennen. Dies reicht von der makroskopischen Ebene bis hin zur mikroskopischen Histologie. Die Physiologie befasst sich mit den Funktionen und Prozessen des Organismus. Dazu gehören beispielsweise das Herz-Kreislaufsystem und die Atmung.

    Biochemie und Gesundheitswissenschaften

    Neben den klassischen naturwissenschaftlichen Disziplinen wie Biologie, Chemie und Physik spielt auch die Biochemie eine zentrale Rolle in der Vorklinik. Sie erklärt die chemischen Grundlagen des Lebens. Dies ist essentiell für das Verständnis von Krankheitsprozessen auf molekularer Ebene. Zusätzlich werden in Fächern wie Psychologie und Soziologie die gesellschaftlichen und mentalen Aspekte von Gesundheit und Krankheit beleuchtet.

    Einführung in die klinische Praxis

    Um den Praxisbezug frühzeitig herzustellen, absolvieren Studierende bereits in der Vorklinik ein Krankenpflegepraktikum. Hier lernen sie grundlegende Fähigkeiten wie Hygiene und den Umgang mit Patienten. Zudem werden in Fächern wie Mikrobiologie und Virologie die Grundlagen für das Verständnis von Infektionskrankheiten gelegt.

    Nach Abschluss der Vorklinik, meist nach dem 4. Semester, steht das Physikum als erster Teil der ärztlichen Prüfung an. Es testet in schriftlicher und mündlicher Form das erworbene Wissen aus den Grundlagenfächern. Dies bildet die Voraussetzung für den Übergang in den klinischen Studienabschnitt.

    Einführung in die klinische Praxis
    Einführung in die klinische Praxis

    Klinische Phasen des Medizinstudiums

    Der klinische Studienabschnitt markiert den Beginn der praktischen Ausbildung für Medizinstudierende. In den nächsten sechs Semestern wird das medizinische Fachwissen vertieft. Der Fokus liegt auf der praktischen Ausbildung im Krankenhaus.

    Im klinischen Studienabschnitt werden medizinische Fächer wie Innere Medizin und Chirurgie intensiv behandelt. Die praktischen Fähigkeiten werden direkt an Patient*innen erlernt. Theoretisches Wissen bleibt weiterhin ein wichtiger Bestandteil des Studiums.

    Praktische Ausbildung im Krankenhaus

    Ein zentraler Aspekt des klinischen Studiums ist die praktische Ausbildung in Kliniken. Medizinstudierende erwerben hier wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Patient*innen. Sie lernen, Diagnosen zu stellen und Behandlungspläne zu erstellen.

    Famulaturen und Wahlfächer

    Medizinstudierende absolvieren während des klinischen Studienabschnitts mehrere Pflichtpraktika, sogenannte Famulaturen. Diese dauern insgesamt vier Monate. In einigen Fällen können sie auch im Ausland absolviert werden.

    Famulaturen bieten die Chance, verschiedene Fachbereiche zu kennenzulernen. Studierende können sich durch Wahlfächer individuell schärfen. So setzen sie Schwerpunkte und bereiten sich auf die Facharztausbildung vor.

    Spezialisierungen im klinischen Studium

    Im klinischen Studium können Medizinstudenten und Medizinstudentinnen erste Schritte in Richtung Spezialisierung unternehmen. Durch Vertiefungsfächer und Praktika in Bereichen wie Kardiologie gewinnen sie Einblicke in mögliche Fachrichtungen.

    Am Ende des klinischen Studienabschnitts steht das zweite Staatsexamen, das sogenannte „Hammerexamen“. Nach erfolgreichem Bestehen folgt das Praktische Jahr, in dem angehende Ärztinnen und Ärzte ihr Wissen in der Praxis vertiefen.

    Prüfungen und Qualifikationen im Medizinstudium

    Das Medizinstudium ist durch verschiedene Prüfungen und Leistungsnachweise strukturiert. Diese dokumentieren deine Fortschritte und Qualifikationen. Die wichtigsten Meilensteine sind die drei Abschnitte der Ärztlichen Prüfung, auch bekannt als Staatsexamen.

    Staatsexamen: Ablauf und Anforderungen

    Der erste Abschnitt, das Physikum, findet nach dem 4. Semester statt. Es markiert das Ende der vorklinischen Phase. Es besteht aus einem schriftlichen Teil, der Prüfungsfragen zu den Fächern Physik, Chemie, Biologie und Medizinische Psychologie umfasst.

    Nach dem 10. Semester folgt der zweite Abschnitt, das „Hammerexamen“. Dies ist eine bundesweit einheitliche schriftliche Prüfung, die aus verschiedenen Prüfungsformaten (Multiple-Choice-Fragen, offene Fragen und Fälle) besteht. Die Prüfung dauert insgesamt mehrere Tage. Die Fächer umfassen eine breite Themenpalette, einschließlich Innerer Medizin, Chirurgie und weiteren klinischen Disziplinen.

    Das dritte Staatsexamen ist eine mündlich-praktische Prüfung nach dem Praktischen Jahr (PJ). Die Gesamtnote setzt sich zu je einem Drittel aus den Ergebnissen der drei Prüfungsabschnitte zusammen.

    Notwendige Prüfungen in den einzelnen Fächern

    Um die Zulassung zu den Staatsexamina zu erhalten, müssen Studierende in den einzelnen Fächern erfolgreich sein. Sie müssen Leistungsnachweise und Fachprüfungen ablegen. Diese sind Voraussetzung, um ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu beweisen.

    Zu den Prüfungsanforderungen gehören unter anderem:

    • Regelmäßige Anwesenheit und aktive Teilnahme in Vorlesungen, Seminaren und Praktika
    • Erfolgreiche Absolvierung von Zwischenprüfungen, Klausuren und mündlichen Prüfungen
    • Nachweis praktischer Fertigkeiten in Laboren, Übungen und Famulaturen
    • Anfertigung von schriftlichen Ausarbeitungen, Referaten und Präsentationen

    Durch die kontinuierliche Überprüfung der Leistungen und Kompetenzen während des Studiums werden Studierende optimal auf ihre zukünftige Tätigkeit als Ärztin oder Arzt vorbereitet.

    Der Übergang ins Berufsleben

    Nach dem Abschluss des Medizinstudiums und dem dritten Staatsexamen erhalten Absolventinnen und Absolventen ihre Approbation. Sie dürfen als Ärztinnen und Ärzte praktizieren. Die Approbation gilt bundesweit und ist unbegrenzt. Sie kann jedoch bei schwerwiegendem Fehlverhalten entzogen werden.

    Im Durchschnitt sind Ärztinnen und Ärzte bei der Approbation etwa 24 Jahre alt. Die Kosten für die Approbation liegen zwischen 100 € und 300 €, je nach Verwaltungsaufwand und Bundesland.

    Facharztausbildung und Weiterbildungsoptionen

    Nach der Approbation beginnt oft die Facharztweiterbildung. Diese Ausbildung dient der Spezialisierung in einem medizinischen Fachgebiet. Während der Weiterbildung können Ärzt*innen Zusatzqualifikationen erwerben.

    Die Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern bestimmen die Inhalte und Anforderungen. Diese Ordnungen regeln die Facharztweiterbildung.

    Berufseinstieg und Netzwerkmöglichkeiten

    Der Berufseinstieg erfolgt oft als Assistenzarzt oder Assistenzärztin in einer Klinik. Assistenzärzt*innen arbeiten häufig mit Bereitschaftsdiensten und sind oft zwischen 50 und 60 Stunden pro Woche beschäftigt.

    Etwa ein Fünftel arbeitet sogar 60 bis 80 Stunden pro Woche. Die Vergütung richtet sich nach Tarifverträgen mit festgelegten Entgelttabellen. Berufsverbände und Fachgesellschaften bieten wertvolle Netzwerkmöglichkeiten für den fachlichen Austausch und die Weiterentwicklung im medizinischen Bereich.

    Weitere Bildungswege innerhalb der Medizin

    Mediziner*innen haben vielfältige Karrierewege in Forschung, Lehre, Industrie oder im Gesundheitsmanagement. Viele entscheiden sich dafür, eine Promotion oder Doktorarbeit zu absolvieren, um ihre Karrierechancen zu verbessern.

    Eine Kombination aus klinischer Tätigkeit und akademischer Laufbahn ist ebenfalls möglich. So können Medizinerinnen beispielsweise als forschende Ärztinnen oder Hochschullehrer*innen an Universitätskliniken tätig werden.