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Medizinstudium

Modellstudiengang Medizin – Moderne Ausbildung

Der Modellstudiengang Medizin verbindet Theorie und Praxis von Beginn an, ermöglicht frühzeitigen Patientenkontakt und ersetzt das traditionelle Physikum durch kontinuierliche Leistungsüberprüfungen.

Nils-Andre Stritt
Nils-Andre Stritt
Was ist der Modellstudiengang im Medizinstudium?
Was ist der Modellstudiengang im Medizinstudium?

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Modellstudiengang Medizin integriert Theorie und Praxis von Beginn an und ersetzt die klassische Trennung von Vorklinik und Klinik.
  • Studierende haben frühzeitig Patientenkontakt und lernen durch interdisziplinäre Module praxisorientiert.
  • Prüfungen erfolgen kontinuierlich statt einer großen Zwischenprüfung wie dem Physikum.
  • Die Zulassung erfolgt über NC, TMS und oft zusätzliche Auswahlverfahren wie Multiple Mini-Interviews (MMI).
  • Universitäten wie die Charité, MHH und Ruhr-Universität Bochum bieten Modellstudiengänge mit innovativen Lehrmethoden an.

    Der Modellstudiengang Medizin bietet eine praxisnahe und moderne Ausbildung für angehende Ärztinnen und Ärzte. Im Gegensatz zum klassischen Regelstudiengang, bei dem eine klare Trennung zwischen Vorklinik und Klinik besteht, sind in den Modellstudiengängen Theorie und Praxis von Anfang an eng miteinander verzahnt. Studierende werden frühzeitig in den klinischen Alltag eingebunden, sammeln wertvolle Erfahrungen im Patientenkontakt und erlangen praxisrelevantes Wissen durch interdisziplinäre Module.

    Was zeichnet den Modellstudiengang Medizin aus?

    In Deutschland bieten mittlerweile mehrere Universitäten, darunter die Medizinische Hochschule Hannover, die Ruhr-Universität Bochum und die Charité, Modellstudiengänge an. Statt einer festen Aufteilung in Vorklinik, Klinik und Praktisches Jahr, wie es im klassischen Studiengang der Fall ist, erfolgt das Lernen im Modellstudiengang themenbasiert. Die Grundlagenfächer wie Anatomie, Physiologie und Biochemie werden nicht isoliert unterrichtet, sondern direkt mit klinisch-praktischen Inhalten verknüpft. So lernen die Studierenden von Beginn an, wissenschaftliches Wissen im medizinischen Alltag anzuwenden.

    Ein besonderer Vorteil des Studienaufbaus ist die Möglichkeit, verschiedene medizinische Fachrichtungen, wie z. B. die Innere Medizin, früh kennenzulernen und eigene Schwerpunkte zu setzen.

    Aufbau und Struktur des Modellstudiengangs

    Der Studienaufbau in einem Modellstudiengang Medizin unterscheidet sich stark von klassischen Lehrplänen. Während der erste Abschnitt der ärztlichen Prüfung im Regelstudiengang durch das Physikum abgeschlossen wird, entfällt diese Prüfung in den Modellstudiengängen meist zugunsten einer kontinuierlichen Leistungsüberprüfung durch Module.

    Der Unterricht erfolgt in interdisziplinären Themenschwerpunkten und wird in kleinen Gruppen durchgeführt. Diese Form des Lernens ermöglicht einen engeren Kontakt zu Lehrenden und eine direkte Anwendung des Wissens in praktischen Szenarien. Fallbasiertes Lernen und problemorientierter Unterricht sind zentrale Bestandteile des Konzepts, wodurch Studierende der jeweiligen Fakultät bereits früh diagnostisches Denken entwickeln.

    Wir erzählen dir Mehr über die Unterschiede.
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    Unterschiede zum klassischen Medizinstudium

    Im klassischen Medizinstudium durchlaufen Studierende erst die Vorklinik mit rein theoretischen Fächern, bevor sie im zweiten Studienabschnitt mit der Klinik beginnen. Das kann dazu führen, dass sich das Gelernte in den ersten Jahren sehr theoretisch anfühlt und erst spät eine Verbindung zur Praxis entsteht.

    Der Modellstudiengang Medizin setzt hingegen auf eine kontinuierliche Verzahnung von Theorie und Praxis. Das bedeutet:

    • Frühzeitiger Kontakt zu Patienten – Bereits in den ersten Semestern lernen Studierende, mit Patienten zu arbeiten, Untersuchungsmethoden anzuwenden und kommunikative Fähigkeiten zu entwickeln.
    • Themenbasierte Module statt strikter Fachtrennung – Die klassischen Grundlagenfächer werden nicht isoliert behandelt, sondern in praxisorientierte Module eingebunden.
    • Alternative Prüfungsformate – Anstelle einer großen Prüfung wie dem Physikum erfolgt die Bewertung über verschiedene Leistungsnachweise während des gesamten Studiums.

    Ein Beispiel für diese Struktur ist das iMED Programm der Universität Hamburg, das eine innovative Mischung aus Praxis, Wissenschaft und interdisziplinären Lehrformaten bietet. Auch die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hat sich mit ihrem Modellstudiengang „Hannibal“ (Hannoversche integrierte, berufsorientierte und adaptive Lehre) an die veränderten Anforderungen in der medizinischen Ausbildung angepasst und stellt die praxisorientierte Vermittlung von Wissen in den Vordergrund.

    Praktische Elemente im Curriculum

    Skills Labs und Simulationspatienten ermöglichen es den Studierenden, ärztliche Handlungskompetenzen früh zu erwerben. Klinische Longitudinalkurse (KLK) in den Semestern 1 bis 9 fördern die Entwicklung dieser Kompetenzen. Sie münden in klinische Blockpraktika.

    Die wissenschaftliche Ausbildung beginnt im ersten Studienabschnitt mit dem wissenschaftlichen Longitudinalkurs (WLK). Dieser vermittelt grundlegende wissenschaftstheoretische Kenntnisse. Im 10. Semester führen die Studierenden ein eigenes wissenschaftliches Projekt durch.

    Famulaturen und Blockpraktika in verschiedenen klinischen Fachbereichen ermöglichen die Anwendung des Gelernten in der Praxis. Sie runden das praxisorientierte Curriculum ab.

    Mehr über die Voraussetzungen gibt's gleich hier.
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    Zulassungsvoraussetzungen für den Studienplatz

    Um einen Platz im Modellstudiengang Medizin zu sichern, müssen Bewerber nicht nur die allgemeinen Zulassungsvoraussetzungen für das Medizinstudium erfüllen. Sie müssen oft auch spezifische Kriterien erfüllen. Die Anforderungen im Modellstudiengang sind strenger als im traditionellen Medizinstudium. Dies liegt daran, dass Universitäten nach den besten Kandidaten suchen.

    Allgemeine Anforderungen

    Zu den grundlegenden Voraussetzungen für die Zulassung zum Medizinstudium gehören:

    • Abitur oder gleichwertige Hochschulzugangsberechtigung
    • Gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern
    • Nachweis von Pflegepraktika oder anderen relevanten Erfahrungen
    • Erfolgreiche Teilnahme am Test für Medizinische Studiengänge (TMS)

    Der TMS wird einmal jährlich durchgeführt. Er dient als zentrales Kriterium im Auswahlverfahren. Der Anmeldeschluss ist der 15. Januar. Teilnehmer können den Test einmal innerhalb eines Jahres wiederholen.

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    Besondere Kriterien für den Modellstudiengang

    Viele Universitäten führen für den Modellstudiengang ein mehrstufiges Auswahlverfahren durch. Das Verfahren beurteilt nicht nur die Abiturnote. Es berücksichtigt auch die persönliche Eignung und Motivation der Bewerber. Multiple Mini-Interviews (MMI) werden häufig eingesetzt, um die Studieneignung umfassend zu beurteilen.

    Die Studienplätze werden wie folgt vergeben:

    • 30% an die Abiturbesten
    • 10% über die zusätzliche Eignungsquote (ZEQ)
    • 60% im Auswahlverfahren der Hochschule (AdH)

    Im AdH werden Punkte für das Abitur, den TMS, Dienste und abgeschlossene Berufsausbildungen vergeben. Die genaue Punkteverteilung variiert je nach Universität und Verfahren (AdH 1, 2 oder 3).

    Berufsperspektiven nach dem Modellstudiengang

    Der Modellstudiengang Medizin eröffnet Absolventen ein breites Spektrum an beruflichen Möglichkeiten. Durch die praxisnahe Ausbildung und den Fokus auf wissenschaftliches Arbeiten sind die Absolventen bestens auf die Herausforderungen des Arztberufs vorbereitet.

    Die klassische Facharztausbildung in Klinik oder Praxis ist für viele Absolventen der erste Schritt nach dem Studium. Doch auch andere Einsatzgebiete wie Forschung, Lehre, Industrie oder der öffentliche Gesundheitsdienst bieten spannende Perspektiven.

    Einsatzgebiete für Absolventen

    • Facharztausbildung in verschiedenen medizinischen Disziplinen
    • Tätigkeit in der medizinischen Forschung und Entwicklung
    • Einstieg in die pharmazeutische oder medizintechnische Industrie
    • Arbeit im öffentlichen Gesundheitsdienst oder in der Gesundheitspolitik
    • Engagement in der medizinischen Lehre und Ausbildung

    Weiterführende Studienmöglichkeiten

    Die wissenschaftliche Ausrichtung des Modellstudiengangs bereitet Absolventen auch optimal auf eine Promotion oder eine Karriere in der medizinischen Forschung vor. Zusätzlich ermöglichen weiterführende Masterstudiengänge eine Spezialisierung in Bereichen wie Public Health, Gesundheitsmanagement oder Medical Education.

    Einige Universitäten, wie die Universitätsmedizin Mannheim, bieten bereits integrierte Masterprogramme an, die parallel zum Medizinstudium absolviert werden können. So können Absolventen des Modellstudiengangs ihre Kompetenzen gezielt erweitern und sich für verantwortungsvolle Positionen im Gesundheitswesen qualifizieren.

    Medizinstudierende im Modellstudiengang
    Medizinstudierende im Modellstudiengang

    Ist der Modellstudiengang in der Medizin die Zukunft?

    Der Modellstudiengang Medizin hat sich in den letzten Jahren bereits als innovative Alternative zum klassischen Regelstudiengang etabliert. Durch die enge Verbindung von Theorie und Praxis, den frühzeitigen Patientenkontakt und die interdisziplinäre Modulstruktur bietet er eine zukunftsweisende Form der medizinischen Ausbildung. Doch ist er wirklich die bessere Wahl für alle angehenden Mediziner?

    Modellstudiengang vs. Regelstudiengang – Ein Vergleich

    Beide Studienformen haben ihre eigenen Vor- und Nachteile. Während der Regelstudiengang eine klare Linie verfolgt und die ersten Jahre ausschließlich der Theorie widmet, ermöglicht der Modellstudiengang eine frühzeitige Orientierung in verschiedenen medizinischen Fachrichtungen.

    KriteriumModellstudiengangRegelstudiengang
    StudienaufbauInterdisziplinäre Module, direkte Verbindung von Theorie & PraxisKlare Trennung zwischen Vorklinik, Klinik und PJ
    PatientenkontaktBereits in den ersten SemesternErst ab der Klinikphase
    PrüfungenKontinuierliche Leistungsüberprüfungen statt PhysikumPhysikum nach dem 2. Jahr (erste große Prüfung)
    StudienplätzeBegrenzte Anzahl – nur wenige Universitäten bieten diesen Studiengang anAn den meisten Universitäten verfügbar
    FlexibilitätFrühe Spezialisierung durch Wahlfächer und AngeboteFeste Struktur, Spezialisierung erst später
    Wissenschaftlicher FokusForschung und Praxis kombiniertKlassisch wissenschaftlich-theoretisch
    HerausforderungenWeniger standardisiert, Wechsel an andere Unis schwierigerKlar definierte Struktur und einfacher Studienortswechsel

    Wie verändern sich die Studiengänge?

    Während der Regelstudiengang nach einer bewährten Struktur aus den letzten Jahrzehnten funktioniert und eine klare Qualität in der Ausbildung gewährleistet, bietet der Modellstudiengang einen flexibleren, praxisorientierten Ansatz. Besonders Programme wie iMED an der Universität Hamburg oder das Konzept der Medizinischen Hochschule Hannover zeigen, dass sich die Ausbildung in Humanmedizin stetig weiterentwickelt.

    Für Studierende, die Wert auf frühzeitige Praxis, interdisziplinäres Lernen und eine moderne Modulstruktur legen, kann der Modellstudiengang die ideale Wahl sein. Wer jedoch lieber nach einem bewährten System mit klaren Abschnitten und einer strukturierten Orientierung studieren möchte, wird sich im Regelstudiengang wohler fühlen.

    Ist der Modellstudiengang die Zukunft?

    Die Antwort hängt von den individuellen Präferenzen ab. Beide Studiengänge führen zum Zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung und bereiten auf eine Karriere in der Medizin vor. Der Modellstudiengang bietet eine moderne Alternative, die besonders für praxisorientierte und forschungsbegeisterte Studierende interessant ist.

    Allerdings bleibt der Regelstudiengang mit seiner klassischen Struktur und klaren Trennung zwischen Theorie und Praxis weiterhin eine solide Wahl. Er garantiert eine standardisierte Ausbildung, die für viele Studierende aufgrund ihrer Struktur und Einfachheit attraktiver ist.

    Langfristig könnten Modellstudiengänge aber eine immer größere Rolle spielen, da die Verbindung von Wissenschaft und Praxis zunehmend gefordert wird. Universitäten wie die Ruhr-Universität Bochum, die Charité oder die MHH setzen hier bereits Maßstäbe.

    Egal ob Hannibal, iMED oder klassische Programme – letztendlich hängt die Entscheidung davon ab, ob Studierende lieber einem festen Studienverlauf folgen oder sich in einem flexiblen und praxisnahen Modellstudiengang selbstständig weiterentwickeln möchten. Wer Spaß am frühen Patientenkontakt, Interesse an wissenschaftlicher Arbeit und Lust auf eine moderne medizinische Ausbildung hat, wird im Modellstudiengang Medizin definitiv die richtige Wahl finden.